»Hören Sie auf zu schreien, Großmutter, schlagen Sie lieber.«

Wie kommt der Krieg ins Kind und wie kommt er da wieder raus?

Es ist Krieg. Das Leben in den Städten ist gefährlich, Bombenangriffe drohen. Eine junge Mutter bringt ihre beiden Söhne, Zwillinge, zur Großmutter aufs Land. Alte Hexe nennen die Leute sie. Sie nennt ihre Enkel Hundesöhne, schlägt sie, schickt sie zur Arbeit aufs Feld. Das Essen ist spärlich, zum Schlafen dient die Küchenbank. Aber die Zwillinge schlagen zurück. Nicht die alte Frau. Sondern sich. Ihre Übungen machen nennen sie das. Sie üben sich im Schmerz-Aushalten, in der Geduld, der Unerbittlichkeit, im Rechnen und Schreiben. Die Erlebnisse des Tages notieren sie in einem großen Heft, das sie dem Buchhändler durch kühne Beharrlichkeit abgeschwatzt haben. Oberstes Gebot all ihrer Übungen ist, jegliche Sentimentalität in sich abzutöten. Und so verfassen sie auch ihre Einträge: genau, präzise, aber nicht ohne Gespür für hintersinnige Komik. Am Ende überleben die Zwillinge den Krieg und die Besatzung in einem gottähnlichen Zustand, in dem Güte und Grausamkeit kaum noch voneinander zu unterscheiden sind.

 

 

Der Roman »Das große Heft« der ungarischen Autorin Ágota Kristóf ist eine der eindringlichsten und zugleich verstörendsten Auseinandersetzungen mit der Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein in Zeiten des totalen Krieges. Er wurde in 40 Sprachen übersetzt, verfilmt und für die Bühne adaptiert.

Premiere: 27.01.2024 / Großes Haus
Aufführungsrechte: Editions du Seuil, Paris
Dauer der Vorstellung: ca. 2 Stunde 10 Minuten mit Pause
Anfragen für den Gastspielverkauf: Cecile Prinz gastspiel@tda-stendal.de
Bild- und Tonaufnahmen während der Aufführung sind nicht gestattet. 

 

Teaser

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Kritiken und Pressestimmen

nachtkritik | 14. April 2024 | Michael Bartsch

»Das berühmte Buch von Ágota Kristof erzählt in karger und minimalistischer Sprache von zwei Kindern im Krieg, die sich ihre eigene, schonungslose Wertewelt errichten. Johanna Schall bringt den Stoff jetzt als dramatische Reportage über Entmenschlichung und Empathieverlust atmosphärisch stark auf die Bühne...Dicht an der Romanvorlage entlang erlebt man eine Art dramatischer Reportage über die Entmenschlichung von Menschen im Krieg, überwiegend nüchtern und faktisch berichtet, nur gelegentlich auf eine emotional reflektierende und damit zugleich bewältigende Ebene wechselnd. Eine Bühnenerzählung, auf die die Redewendung "schlicht und ergreifend" passt.«
Artikel lesen unter: www.nachtkritik.de (E-Paper)

 

Volksstimme | 15. April 2024 | Donald Lyko

»Gefeierte Premiere im zweiten Anlauf...Sichtlich bewegt bedankte sich die Intendantin nach der Vorstellung für die große Anteilnahme und die Wünsche vom Publikum, für die Hilfe, Fürsorge und Mitmenschlichkeit innerhalb des Kollegiums und dafür, dass die Stadt „in dieser belastenden Zeit“ dem Theater immer zur Seite gestanden habe. Dass die drei Schauspieler, die die Verletzungen erlitten hatten, wieder auf der Bühne stehen, bedeute für sie Freude und Erleichterung, sagte Dorotty Szalma, „aber auch eine große Portion Bewunderung“.Für sie steht eines fest: „Das große Heft“ in Stendal „wird nicht wegen dieses Vorfalls in Erinnerung bleiben, sondern weil mit dieser Inszenierung Theatergeschichte geschrieben wurde“. Dem stimmte das Publikum mit tosendem Beifall zu.«
Artikel lesen unter: www.volksstimme.de (E-Paper) 
 
 
Altmark Zeitung | 16. April 2024 | Thomas Pfundtner

»„Das große Heft“ am TdA konnte endlich Premiere feiern...Johanna Schall hat alle Möglichkeiten des TdA genutzt: Beeindruckendes Bühnenbild, einmalige Ausstattung, perfekt gesetztes Licht und ein Schauspielerteam, das auch auf großen Bühnen überzeugen würde. Das alles macht „Das große Heft“ wirklich sehenswert. Aber, ob es der große Wurf ist und in die Stendaler Theatergeschichte eingehen wird, bleibt abzuwarten. Darüber entscheidet nicht nur die künstlerische Inszenierung, sondern auch das Publikum, für das Theater ja gemacht wird... Und das wird sich in der neuen Spielzeit zeigen, wenn das Stück wieder gezeigt wird. «
Artikel lesen unter: www.az-online.de (E-Paper) | vollständige Kritik auf www.journalismus-buecher-pfundtner.de
 

Volksstimme | 17. April 2024 | Donald Lyko

»Mensch bleiben in Kriegszeiten...Da sind sie nun auf dem Lande, die Jungen ohne Namen, die nur Zwilling eins und Zwilling zwei heißen. Von der Mutter abgegeben bei der unbekannten Großmutter, für die die Enkel nur die „Hundesöhne“ sind. Von Anfang an heißt es für die Zwillinge: Überleben, während der Krieg tobt...Sie lernen zu stehlen, zu betteln und zu erpressen. Sie beschimpfen sich. Mit Worten, die schon damals gängig waren, mit Beleidigungen aus der Wendezeit und solchen, wie sie heute in Deutschland Ausländern hinterhergerufen werden. Nur eine der Stellen, in denen Regisseurin Johanna Schall die Geschichte plakativ in die Gegenwart holt – weil sie genau dort hingehört, weil sie aktuell ist...Weil sie die zeitlose Frage stellt: Was macht ein Krieg, was macht der Kampf ums Überleben aus den Menschen, besonders aus Kindern? Wie kann es dem Individuum gelingen, seine Menschlichkeit nicht (ganz) zu verlieren?...In dieser düsteren Kulisse agiert ein Ensemble, das bei der Premiere vom Publikum zu Recht gefeiert wurde. Denn Johanna Schall macht in ihrer Inszenierung selbst die kleinsten Rollen zu Hauptrollen, schenkt selbst den wenigen Sätzen von Nebenfiguren große Aufmerksamkeit und eine Intensität, die über den Moment hinaus wirkt...Darum ist die Inszenierung von „Das große Heft“ in Stendal ein Meisterbeispiel für das, was Rezensenten gern als Ensembleleistung loben. «
Artikel lesen unter: www.volksstimme.de (E-Paper) 

 

Das große Heft
BESETZUNG
Zwilling eins: Susan Ihlenfeld
Zwilling zwei: Lukas Franke
Die Großmutter: Katrin Steinke
Der Einsame: Jules Armana
Der Vater der Zwillinge / Pfarrer / Offizier / Mann in Kneipe / Junge auf Friedhof: Hannes Liebmann
Magd des Pfarrers / Schuster / Frau in Kneipe / Mädchen auf Friedhof / Polizist / Russische Zivilistin: Alexandra Sagurna
Die Mutter der Zwillinge / Hasenschartes Mutter / Frau in Kneipe / Mutter der Kusine / Mädchen auf Friedhof / Arzt: Kerstin Slawek
Patrouille / Hasenscharte / Postbote / Frau in Kneipe / Kusine: Siri Wiedenbusch
Adjutant / Deserteur / Patrouille / Buchhändler / Soldat / Mann in Kneipe / Freund der Kusine / Russischer Soldat: Paul Worms

KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Regie: Johanna Schall
Ausstattung: Mark Späth
Musik und Komposition: Elias Weber
Dramaturgie: Roman Kupisch
Video: Christian Kaiser
Regieassistenz: Tim Bessel

TEAM BÜHNE
Inspizienz: Miroslaw Antosik
Hospitanz / Soufflage: Noah Jescheck, Adrian Kajtazi
Hospitanz / Ausstattungsassistenz: Amélie Fries
Maske: Jaclin Kaufmann-Hochmuth
Requisite: Justin Harwardt / Elisabeth Vournazou
Ankleiderin: Gabriele Taulien-Amtenbrink
Technischer Direktor: Andreas Lerch
Theatermeister: Veikko Poitz
Beleuchtungsmeister: Ronald Gehr
Beleuchtungseinrichtung: Christian Beye, Jörg Wendt, Toralf Zaeske
Tonmeister: Ralf Linder
Toneinrichtung: Bernd Elsholz, Enrico Stephan
Werkstattleitung: Steffen Poitz
Kostümwerkstattleitung: Kirstin Versümer
Bühnentechnik: Peter Christeleit, Sebastian Franz, Christian Köppe, David Schleef, Ralf Thalis

Galerie

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