Schauspiel von Georg Büchner
Unter der Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sollte die Französische Revolution die Menschen befreien – ihre Realität aber war Verfolgung, Misstrauen, Mord.
Revolutionen sind in Wahrheit gar nicht fortschrittlich, sie sind rückschrittlich. Nicht wegen der Grausamkeiten, sondern ganz wörtlich: Re-Evolution. Mitte des 18 Jh. entwarf Rousseau das Bild einer ursprünglich arglosen Gesellschaft, Ende des Jahrhunderts werden daraus Taten. Der kranke französische Gesellschaftskörper soll durch ein kurzes heftiges Fieber seinen ursprünglichen Gesundheitszustand wiederherstellen. Aber Fieber wütet unkontrolliert, es kann heilen oder zum Kollaps führen. Georges Jacques Danton hatte 1789 dazu beigetragen, das Revolutionsfieber zu entfachen, nun rafft es ihn selber dahin. Der radikale Wohlfahrtsausschuss, von ihm mitgegründet, wirft ihm Verrat vor – Danton soll aufs Schafott. »Die Revolution frisst ihre Kinder« lautet das knappe Bonmot zu dieser Volte der Geschichte. Der Arzt und Dramatiker Georg Büchner hat dieses Bonmot in seinem Stück aufgegriffen. Wegen revolutionärer Umtriebe musste er einst vor der Staatsmacht fliehen. »Dantons Tod« ist dennoch kein Thesenstück. Es schärft keine Argumente für oder gegen etwas, aber es schärft die Sensorik für gesellschaftliche Erregungszustände. Am Beispiel der Revolutionswirren zeigt Büchner, dass es in Gesellschaften kein Außerhalb gibt, sondern meist nur trügerische Aussichten.
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