Produktionen der Spielzeit 2023/24

 

Mamma Medea

von Tom Lanoye aus dem Flämischen von Rainer Kersten

Regie: Dorotty Szalma
Ausstattung: Sofia Mazzoni und János Mira
Premiere: 9.9.2023 / Großes Haus

Wie Liebe und Leidenschaft in Rache umschlägt – die Geschichte der berühmtesten Kindsmörderin der Menschheit.

Wie eine Naturgewalt überrollen sie die Gefühle. Die junge Königstochter Medea verliebt sich in den Abenteurer Jason aus dem fernen Griechenland. Er fordert das Recht auf das Goldene Vlies ein. Um ihm zu helfen, verrät Medea ihr Land, ihren Vater und mordet ihren Bruder. Sie fliehen gemeinsam. Jahre sind vergangen. Jason und Medea sind als Migranten in Korinth gestrandet. Ihre Ehe ist gescheitert: Zu verschieden sind ihre Vorstellungen von Glück. Er betrügt sie mit der Königstochter Kreusa. Die in Aussicht stehende Vermählung soll seine ambitionierten Träume von der großen Karriere vorantreiben. Medea steht seinen Plänen im Weg und soll abgeschoben werden. Auch die Söhne will er ihr nehmen. Medea, für die das fremde Land nie Heimat geworden ist, wehrt sich. Aus rasender Wut über die Demütigungen und die Zerstörung ihrer Lebensträume übt sie tödliche Vergeltung.

Autor Tom Lanoye verhandelt mit seiner modernen Bearbeitung des antiken Medea-Stoffes die ewigen Themen der Menschheitsgeschichte: Eigene und fremde Identität, die archaische Urgewalt der Gefühle und was geschieht, wenn der Leidenschaft nur der Tod gegenübersteht und die Liebe nicht mehr der Stoff ist, aus dem die Träume sind.

 


STRUWWELPETER (Shockheaded Peter)

Junk-Oper nach Motiven aus »Der Struwwelpeter« von Heinrich Hoffmann
Ein Musical der Tiger Lillies, Julian Crouch und Phelim McDermott
Musik: Martyn Jacques Deutsch von Andreas Marber

Regie: Geertje Boeden
Choreografie: Bianka Tatár
Ausstattung: Mark Späth
Premiere: 16.9.2023 / Kleines Haus

Nichts wünschen sie sich sehnlicher als ein Kind, aber was der Storch ihnen schließlich vor die Tür legt, ist jenseits aller Grenzen des guten Geschmacks.

Ein Gemetzel sondergleichen: Abgeschnittene Daumen, eingeschlagene Köpfe, verbrannt, ersäuft, hinweggefegt. Heerscharen von Kindern zermalmt in einem Panoptikum der Grausamkeit. Und warum das Ganze? Was ist der tiefere Sinn hinter all dem? Erziehung sagen manche. Ein Missverständnis sagen andere. Alles nur ein aus dem Ruder gelaufener Scherz.

Seit der Pädagoge Heinrich Hoffmann 1845 seinen Struwwelpeter herausbrachte, reißt die Kritik daran nicht ab. Schwarze Pädagogik, lautet der Vorwurf. Denn ein klein wenig zu lustvoll skizziere der Autor darin, was mit Kindern passiert, die nicht artig sind. »Shockheaded Peter« nimmt diesen Vorwurf ernst, sehr ernst. Die 1998 von den Tiger Lillies herausgebrachte Junk-Oper ist eines der erfolgreichsten Musikstücke auf deutschen Theaterbühnen. Ganz akribisch, mit viel Musik und überbordender Groteske legt »Shockheaded Peter« Schicht für Schicht des Struwwelpeters wahren Kern frei. Dabei stets beseelt von der Erkenntnis: »Manchmal müssen wir grausam sein, um gut sein zu können. Und manchmal müssen wir grausam sein, um – wissen Sie – ... einfach so zur Entspannung.«

 


Welche Droge passt zu mir?

von Kai Hensel

Regie und Ausstattung: Dorotty Szalma
Premiere: 23.9.2023 / Kaisersaal

In Vorstadt-Tristesse gefangen, kommt Hausfrau Hanna zu der Erkenntnis: Wenn Drogen nur schlecht wären, würde keiner sie nehmen.

Hanna ist jung und hat eigentlich alles, um im Leben anzukommen. Ein hübsches Haus, einen sportlichen Mann mit Leitungsposten in der Privatwirtschaft, einen Sohn auf dem Gymnasium und sie hat – dummerweise – einen IQ von 126. Mit dem antiken Philosophen Seneca im geistigen Tornister weiß sie: »Nur Kleinmütige und Schwächlinge wählen den sicheren Pfad. Der Held geht über Gipfel.« Leider wohnt sie im Flachland. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, es braucht bloß eine Entscheidung, der Rest folgt dann von selbst.

Eines sollte aber nicht vergessen werden; Drogenkonsum ist vor allem Ausdruck von Selbstdisziplin. Hanna beamt sich nämlich nicht einfach weg. Sie wird zur Travelexpertin für Kurztrips raus aus dem Alltag! In ihrer Vortragsreihe: »Welche Droge passt zu mir?« gibt sie ihre Erfahrungen gerne weiter. Heiter und gutgelaunt vermittelt sie mit profunder Kenntnis und frei von ideologischen Scheuklappen Einblicke in eine Welt, die den Wagemutigen und Tüchtigen offensteht. Frei von kleinlichen Bedenken kann jeder sich nach Herzenslust selber zu Grunde richten.

 


Das Schaf Charlotte

von Anu Stohner Bearbeitung von Betty Wirtz
Puppenspiel ab 3 Jahren

Regie, Ausstattung und Puppenbau: Betty Wirtz
Premiere: 24.9.2023 / Rangfoyer

Gegen alle Regeln – wenn das Schaf den Schäfer rettet.

Das Schaf Charlotte macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Sie probiert all das aus, was Schafe eigentlich nicht können oder sollen. Die alten Schafe schütteln ihre Köpfe, ihnen gefällt das gar nicht. Doch dann passiert ein großes Unglück. Der Schäfer verknackst sich den Fuß. Jemand muss Hilfe holen. Also springt Charlotte mit allen vier Beinen mutig in das bisher größte Abenteuer ihres Lebens.

Eine Pippi Langstrumpf im Schafspelz, unangepasst und mit viel Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten, das ist Charlotte. Anu Stohners Kinderbuch macht nicht nur Kindern Mut, bestehende Regeln zu hinterfragen und selbstbestimmt und mit Spaß an der Freude allen Schwierigkeiten zu trotzen. 

 


Oma Monika – was war?

von Milan Gather
Familienstück ab 8 Jahren

Regie: Marcus Kaloff
Ausstattung: Gretl Kautzsch
Premiere: 28.10.2023 / Rangfoyer

Balthasar wollte nur ein schönes Wochenende bei seiner Oma verbringen, aber als ihre Demenz mehr und mehr Raum greift, muss er sich darauf einlassen, dass ihr Vergangenheit und Gegenwart unumkehrbar durcheinander geraten.

Eigentlich ist alles wie immer. Dass Balthasars Oma den Kuchen föhnt, statt ihn zu backen, ist nicht ungewöhnlich. Jetzt aber fällt Balthasar auf, dass Oma Monika immer mehr Erinnerungen und Wörter vergisst. Wie gut, dass er ihr bei ihren geliebten Kreuzworträtseln helfen kann! Doch dann verwechselt sie Balthasar mit ihrem eigenen Vater. Zunehmend mutiger geht Balthasar auf die Geschichten seiner Oma ein und wird zum Mitspieler in ihrer Vergangenheit. Je tiefer der Junge in die Geheimnisse seiner Oma einsteigt, desto neugieriger wird er.

Ein Stück über Demenz, ohne dass das Wort jemals darin vorkommt. Autor Milan Gather beschreibt in seinem mit dem Marburger Kinder- und Jugendtheaterpreis 2022 ausgezeichneten Stück mit Empathie und Humor aus kindlicher Perspektive das Thema Altersdemenz. Dabei wird deutlich, dass die Beziehung zueinander und das Dasein im Hier und Jetzt das ist, was zählt.

 


Ich glaub’, ’ne Dame werd’ ich nie

ein Hildegard-Knef-Liederabend
von Niclas Ramdohr und Susan Ihlenfeld

Musikalische Leitung: Niclas Ramdohr
Ausstattung: Sofia Mazzoni
Premiere: 4.11.2023 / Kleines Haus

»Hummer und Austern, die sind mir ein Graus, ich ess’ viel lieber Bouletten zuhaus’.«

Nach dem umwerfenden Erfolg des Stücks »Für mich soll ́s rote Rosen regnen« unter der Regie von Nora Bussenius, stellten die Darstellerinnen und Musiker fest, dass noch eine Menge »Knef« übrig war und viele bekannte Lieder von »Hildchen« ungesungen geblieben waren. Auch wenn ihr Charme, Wortwitz und musikalisches Esprit legendär waren, so ahnte die große deutsche Diva doch eines mit sicherem Instinkt: »Ich glaub ́ne Dame werd ́ ich nie«. Und dennoch oder deswegen, mit ihren Liedern sprach die Knef Frauen und Männer gleichermaßen an. In ihren Texten finden sich Weisheiten, Gefühle und Ansichten für alle Identitäten, egal ob w, m, d, homo, hetero, bi und alles dazwischen, weswegen sie auch heute noch nicht in Vergessenheit geraten ist.

Also auf ein Neues. Eine Dame werden zwei Drittel des Knef-Ensembles schon allein aus biologischen Gründen nicht, aber das hindert sie keineswegs daran es dennoch zu versuchen. Freuen Sie sich auf einen Liederabend mit gleich zwei Knefs auf der Bühne, die die beliebten Chansons in manchmal überraschender Art und Weise unterhaltsam präsentieren.

 


Karlsson vom Dach

von Astrid Lindgren
Für die Bühne bearbeitet von Christian Schönfelder
Familienstück ab 5 Jahren

Regie: Patricia Hachtel
Komponist: Levente Gulyás
Songtexte: Kerstin Slawek
Ausstattung: Sofia Mazzoni
Premiere: 11.11.2023 / Großes Haus

Der kleine Lillebror staunt nicht schlecht, als plötzlich ein gewisser Karlsson in sein Zimmer geflogen kommt. Und der stellt das Leben des einsamen Jungen gehörig auf den Kopf bzw. aufs Dach.

»Heißa Hopsa, darf man sich hier ein bisschen niederlassen?«, fragt der kleine runde Mann, der gerade an Lillebrors Fenster vorbeigeflogen ist. Richtig, geflogen, hoch oben im dritten Stock. Und ehe Lillebror noch was Gescheites sagen kann, ist der kleine Mann auch schon in seinem Zimmer. Karlsson heißt er, hat einen Propeller, findet sich grundgescheit, auch gerade richtig dick – ein Mann in seinen besten Jahren. Und er kommt gerade recht. Denn Lillebror ist einsam. Was Lillebror aber so richtig ärgert, ist, dass keiner ihm glauben möchte, dass es Karlsson wirklich gibt. Immer wenn er ihn seinen Eltern vorstellen möchte, ist Karlsson plötzlich verschwunden. Auch seine Schulfreunde glauben ihm kein Wort. Und dann wollen auch noch die beiden Diebe Rulle und Fille die Nachbarschaft ausplündern, während Lillebror mal wieder allein zu Haus ist.

»Karlsson vom Dach« von Astrid Lindgren ist eine Geschichte über Freundschaft, Enttäuschung und Vertrauen und darüber, dass man manchmal Dinge sehen kann, die andere nicht sehen. Und das ist dann auch gut so.

 


Das Santa-Seminar

Weihnachtskomödie von Stephan Eckel 

Regie: Jürg Schlachter
Ausstattung: Mark Späth
Premiere: 18.11.2023 / Kleines Haus

Die Agentur für Arbeit versucht, Weihnachtsfreude nach EU-Norm zu organisieren.

364 Tage Urlaub im Jahr und nur einen Tag arbeiten, das können nur Vollprofis. Um genau diesem Standard zu entsprechen, organisiert die Agentur für Arbeit alljährlich das Ausbildungsseminar für Weihnachtsmänner. Auch dieses Jahr haben sich die gestandenen Rotmantel-Experten zum festgelegten Termin eingefunden. Doch anstelle des langjährigen Seminarleiters werden sie mit einer neuen, überambitionierten Kursleiterin konfrontiert. Sie ist nicht nur Beamtin durch und durch, sie hat auch noch Reformpläne. Das sorgt bei den erfahrenen »alten Weihnachts-Hasen« für Unmut. Sie sagen der neuen Leitung den Kampf an.

Witzig, ironisch, mit Herz und Musik beleuchtet Autor Stephan Eckel das Fest der Liebe und das Geschäft damit.

 


Selfie
von Christine Quintana
Deutsch von John Birke
Jugendstück ab 14 Jahren
 
Regie: Louis Villinger
Ausstattung: Mark Späth
Premiere: 9.12.2023 / Rangfoyer

Party, Spaß, Alkohol, kein Vorsatz, kein »nein«, was einmal passiert ist, kannst du nicht zurücknehmen, schon gar nicht, wenn es auf Social Media war.
 
Es könnte die große Liebe sein: Emma und Chris, schon ewig heimlich ineinander verliebt, zu schüchtern, sich zu offenbaren. Nur Lily, Emmas beste Freundin, weiß Bescheid. Sie beschließt: Man muss den beiden zu ihrem Glück verhelfen! Auf einer Party, an der fast die ganze Schule teilnimmt, soll es endlich klappen! Und tatsächlich – die beiden kommen sich näher. Perfect Match. Fotos der Party werden gepostet. Aber zeigen sie die Wahrheit? Chris sucht verliebt Emmas Nähe, doch diese weicht ihm aus. Denn Emma kann sich nicht mehr erinnern, was in der Nacht geschah.
 
Christine Quintanas Stück wirft Fragen nach Einvernehmen und Grenzüberschreitungen auf: Alle haben sich betrunken, niemand hat »nein« gesagt. Der Übergriff im engsten Freundeskreis entfacht Diskussionen über Selbstverantwortung und Schuld.

 


Bartsch, Kindermörder

von Oliver Reese
mit Texten aus den Briefen Jürgen Bartschs an Paul Moor
Reihe GEMEINSAM EINSAM

Regie: Patricia Hachtel
Premiere: 4.1.2023 / Rangfoyer

»Warum muss es Menschen geben, die so sind wie ich.«

Vier Jungen hat er entführt, gequält, mißbraucht und ermordet. Bei seinem ersten Mord war er fünfzehn Jahre, bei seinem letzten neunzehn Jahre alt. Die Presse nannte ihn »die Bestie von Langenberg«, die Öffentlichkeit überraschte er durch sein höfliches Auftreten. Kein Serienmörder sprach so offen über seine Taten, die wenigsten so intelligent und reflektiert. Mit neunundzwanzig starb Jürgen Bartsch durch ein falsch dosiertes Narkosemittel bei seiner Kastration, in die er eingewilligt hatte, weil er sich davon eine Befreiung von seinem unerträglichen Zwang erhoffte.

Die Stendaler Inszenierung sucht den Mensch hinter den Verbrechen und fragt nach dem Umgang mit einem solchen Täter. Einem Täter, der unter seinen Mordphantasien ebenso gelitten hat, wie unter seinen Schuldgefühlen und trotzdem Ungeheures und Unverzeihliches getan hat.

 

Das große Heft

von Ágota Kristóf aus dem Französischen von Eva Moldenhauer

Regie und Bühnenfassung: Johanna Schall
Ausstattung: Mark Späth
Premiere: 27.1.2024 / Großes Haus

Wie kommt der Krieg ins Kind und wie kommt er da wieder raus?

Es ist Krieg. Das Leben in den Städten ist gefährlich, Bombenangriffe drohen. Eine junge Mutter bringt ihre beiden Söhne, Zwillinge, zur Großmutter aufs Land. Alte Hexe nennen die Leute sie. Sie nennt ihre Enkel Hundesöhne, schlägt sie, schickt sie zur Arbeit aufs Feld. Das Essen ist spärlich, zum Schlafen dient die Küchenbank. Aber die Zwillinge schlagen zurück. Nicht die alte Frau. Sondern sich. Ihre Übungen machen nennen sie das. Sie üben sich im Schmerz-Aushalten, in der Geduld, der Unerbittlichkeit, im Rechnen und Schreiben. Die Erlebnisse des Tages notieren sie in einem großen Heft, das sie dem Buchhändler durch kühne Beharrlichkeit abgeschwatzt haben. Oberstes Gebot all ihrer Übungen ist, jegliche Sentimentalität in sich abzutöten. Und so verfassen sie auch ihre Einträge: genau, präzise, aber nicht ohne Gespür für hintersinnige Komik. Am Ende überleben die Zwillinge den Krieg und die Besatzung in einem gottähnlichen Zustand, in dem Güte und Grausamkeit kaum noch voneinander zu unterscheiden sind.

Der Roman »Das große Heft« der ungarischen Autorin Ágota Kristóf ist eine der eindringlichsten und zugleich verstörendsten Auseinandersetzungen mit der Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein in Zeiten des totalen Krieges. Er wurde in 40 Sprachen übersetzt, verfilmt und für die Bühne adaptiert.

 


Der Glücksfall

von György Spiró

Regie: Dorotty Szalma
Ausstattung: Sofia Mazzoni
Premiere: 2.3.2024 / Kleines Haus

Erst kommt das Geld, dann kommen die Sorgen.

Schon immer lebte sie in ein und demselben Haus. Ihr Mann hangelt sich von Job zu Job, sie verdient als Putzfrau das Familieneinkommen. Doch dann zieht er das große Los. Sechs Richtige, hunderte Millionen. Der Gewinn ist noch gar nicht abgeholt, da steigen schon die Begehrlichkeiten. Man könnte neue Gardinen anschaffen, ein Auto, ein Haus, Villen, Paläste, eine ganze Mittelmeerinsel! Es steigen aber auch die Befürchtungen. Überall lauern Diebe, Betrüger und Steuereinnehmer.

Sie zanken und verspotten sich, reißen alte Wunden auf und schmieden neue Pläne. Und dabei wird für sie eine Frage immer drängender: Was ist eigentlich mit uns? Liebe, Nähe, Vertrauen kann man nicht kaufen. Aber man kann all das verlieren, und zwar umso schneller, je mehr Geld im Spiel ist. Der plötzliche Reichtum wird allmählich zum Problem.

In dem Stück »Der Glücksfall« des ungarischen Autors György Spiró geht es nur vordergründig um die Frage, wohin mit dem Zaster. Es ist eine Hommage an die Winkelzüge des Lebens. Man kann über sie lachen oder weinen oder beides gleichzeitig (wenn man das kann), nur eines kann man nicht, sie einfach übergehen. Für kein Geld der Welt.

 


Eine Sommernacht

von David Greig und Gordon McIntyre
Deutsch von Barbara Christ

Regie: Jochen Gehle
Ausstattung: Gretl Kautzsch
Premiere: 23.3.2024 / Rangfoyer

Ein Kleinkrimineller, eine Anwältin, ein One- Night-Stand und die Frage, wie verjubelt man 15.000 gestohlene Pfund in einer Nacht.

Volle Kraft voraus in die Katastrophe! Helena, Scheidungsanwältin, sitzt in einer Weinbar in Edinburgh. Ihr gegenüber nur eine 40 Pfund teure Flasche Cabernet Sauvignon. Mal wieder wartet sie vergeblich auf ihren verheirateten Freund. Bob, ein Kleinkrimineller, wartet in derselben Bar auf den nächsten Job. Also lädt Helena Bob ein. Ein One-Night-Stand – nicht mehr – aus Verzweiflung und Einsamkeit geboren. Aber das Schicksal hat anderes vor, die beiden treffen sich wieder. Bob muss dringend 15.000 Pfund Diebesgut loswerden. Was liegt näher, als das gesamte Geld gemeinsam auf den Kopf zu hauen. Gar nicht so leicht wie gedacht. Sie probieren alles aus: Hummeressen, Trinkgelage, japanisches Bondage in einem Fetischclub. Dabei kommen sie sich näher, mal mehr, mal weniger gewollt, und die Magie einer unberechenbaren Sommernacht beginnt.

Seit seiner Uraufführung erobert das brillante Zwei-Personen-Musical von David Greig mit seiner charmanten Leichtigkeit unaufhaltsam die Bühnen Europas.

 


Ab jetzt

von Alan Ayckbourn
Deutsch von Corinna Brocher und Peter Zadek

Regie: Marco Bahr
Ausstattung: Gretl Kautzsch und Mark Späth
Premiere: 6.4.2024 / Großes Haus

Alles für das Sorgerecht: Nicht nur eine Schauspielerin, auch eine Roboterfrau hat Komponist Jerome organisiert, zwecks Vortäuschung geordneter Verhältnisse – ein Fehler.

Der Boden voller Fastfoodverpackungen, in jedem Winkel Dreckwäsche. Seit dem Auszug seiner Frau Corinna hat Komponist Jerome nicht mehr viel zustande gebracht. Also schon seit einigen Jahren nicht mehr. Um den Haushalt kümmert sich Roboterdame GOU 300F. Dass sie jedes Mal oben und unten verwechselt, wenn sie einen Tee serviert, hebt auch nicht gerade den Hygiene-Standard in der Wohnung. Aber das ist Jeromes geringstes Problem. Denn seine Ex hat die gemeinsame Tochter Geain mitgenommen und damit seine größte Inspiration. Jetzt will er sie wiederhaben. Koste es, was es wolle. Teil seines Plans ist die junge Schauspielerin Zoe.

Erst funkt Jerome die Liebe dazwischen, dann die Technik und am Ende muss er sich entscheiden: Was zählt im Leben eigentlich mehr, das irdische Glück oder das ewige Werk?

In Alan Ayckbourns Komödie gibt es nichts zu lachen. Es gibt ätzenden Sarkasmus, schlagfertige Dialoge, haarsträubenden Slapstick und zwischendrin immer wieder Momente von Zärtlichkeit und echter Nähe.

 


Schwester von

von Lot Vekemans
Deutsch von Eva Maria Pieper
Reihe GEMEINSAM EINSAM

Regie: Sylvia Martin
Premiere: 11.5.2024 / Rangfoyer

»Nicht etwa verschmäht, schlicht und einfach vergessen«, das sagt Ismene von sich selbst. Ismene? Wer? Genau! »Ein Name ohne eigenen Inhalt, ein Nebensatz in einem Buch. Ismene, Doppelpunkt. Tochter von. Schwester von.« Jetzt meldet sie sich zu Wort, nach 3000 Jahren im Totenreich. Jetzt will sie ihre Geschichte erzählen. Hineingeboren in eine Familie, die keine »normale« war. Ödipus, ihr Vater und Halbbruder in einer Person, der unwissentlich seinen Vater erschlug und seine Mutter zur Frau nahm. Ihre Mutter Iokaste, die sich erhängte, als sie die Wahrheit erfuhr. Ihre Zwillingsbrüder Polyneikes und Eteokles, die sich gegenseitig töteten im Kampf um die Macht in Theben. Und schließlich Antigone, ihre Schwester. Die sich gegen das herrschende Gesetz stellte. Den Bruder bestattete und dafür mit ihrem Leben bezahlte. Helden. Alle. Sie haben sich entschieden und gehandelt. Ismene, aber hat gewartet. Und schämt sich dafür. Schämt sich für das, was sie ist. Keine Heldin.

Lot Vekemans holt in ihrem Monolog »Schwester von« eine Nebenfigur der griechischen Mythologie aus ihrem Schattendasein, stellt sie in den Fokus und gibt ihr eine Stimme. Ismene, eine Nichtheldin, die verzweifelt an ihrer Bedeutungslosigkeit und sich die Existenzberechtigung abspricht. Doch dann nimmt sie den Kampf für sich selbst auf.

 


Mirandolina

von Carlo Goldoni

Regie: Andrea Maria Brunetti
Ausstattung: Sofia Mazzoni
Premiere: 18.5.2024 / Garten der Musik- und Kunstschule

Alle Männer liegen Mirandolina zu Füßen, nur der Frauenhasser nicht. Ihr Ehrgeiz ist geweckt.

Zwei adelige Herren haben nur eins bzw. eine im Kopf: die Wirtin Mirandolina. Sie ist klug, hübsch, finanziell unabhängig und die Chefin eines Gasthauses. Von allen heiß begehrt, außer von einem: dem Ritter von Ripafratta. Mirandolinas Ehrgeiz ist geweckt. Sie setzt alles daran, den Frauenhasser zu bekehren.

Carlo Goldoni, Meister und Reformator der italienischen Komödie, erschuf 1752 mit der Wirtin Mirandolina eine ungewöhnlich emanzipierte und willensstarke weibliche Hauptfigur und gleichzeitig »eine der besten Komödien, die Europa hervorgebracht hat« Lord Byron.

 

 


 

Pressespiegel der Spielzeit 2023/24 (Auswahl)

 
Mamma Medea 

Dorotty Szalma und ihr Ensemble rücken den antiken Medea-Stoff dicht an das Publikum heran. Ganz im Sinne großer Dramatiker wie Shakespeare und Schiller machen sie mit ihrer Stendaler Inszenierung menschliches Handeln nachvollziehbar, ohne dabei den Betrachter zu entmündigen. 

Volksstimme | 12. September 2023 | Aud Merkel

 

STRUWWELPETER (Shockheaded Peter)

Die Horrorgeschichten um den Ungekämmtem mit den langen Fingern werden in einer beein-druckenden Inszenierung zu einem Theaterabend, von dem man eigentlich nicht genug bekommen kann. Oder, wie es Professor Dr. Ulrich Nellessen, Vorsitzender des Theaterfördervereins, auf der Premierenfeier formulierte: Dieses Stück muss man gesehen haben – mindestens zweimal.

Altmark Zeitung | 20. September 2023 | Thomas Pfundtner

 

Welche Droge passt zu mir?

Gerade für Jugendliche ist es wichtig, die Doppelmoral bei Erwachsenen in Bezug auf Drogen und Alkohol zu entlarven. Sind sie doch einer Umgebung mit ambivalenten Rechtfertigungen ausgesetzt. Hier leistet Theater vielleicht mehr als ein Präventions-Workshop.

Volksstimme | 28. September 2023 | Aud Merkel

Kerstin Slawek weckt mit ihrer fesselnden Interpretation der bildhaften Sprache des Textes die Fantasie des Publikums. 90 Minuten wird es zwischen ungläubigem Staunen, Entsetzen und gezwungenem Lächeln hin- und hergerissen.

Altmark Zeitung | 26. September 2023 | Thomas Pfundtner

 

Das Schaf Charlotte

Das neue Puppenspiel »Das Schaf Charlotte« erzählt voller Poesie vom Mut des Anders-Seins. Auch Erwachsene bekommen ein weiches Herz, wenn Wolke und Mond wandern, wenn Schaf Charlotte fröhlich und wild ihre Freiheit genießt.

Volksstimme | 26. September 2023 | Aud Merkel

 

Oma Monika – was war?

Regisseur Marcus Kaloff geht dem Stücktext feinfühlend nach, schafft plausible Handlungsfolgen und zarte Situationen für innere Gedankenräume. Er geht behutsam mit den Figuren und ihren Verstörungen um. Obwohl alles unterhaltsam daherkommt, bleibt er immer der Erzählung über die Krankheit (Demenz) verpflichtet. 

Volksstimme | 1. November 2023 | Aud Merkel

Für ›Oma Monika – was war?‹ habe ich mich zur Premiere am Sonnabend selbst ins Theater getraut. Und ich muss den Hut ziehen. Das Thema Demenz wurde hervorragend aufgearbeitet. Besonders berührt hat mich der Moment, als ich selbst die Frustration des Enkels auf der Bühne spüren konnte, der immer mehr mit der Erkrankung seiner Oma zu kämpfen hatte.

Volksstimme | 1. November 2023 | Mike Kahnert

 

Ich glaub’, ’ne Dame werd’ ich nie

Vom ersten Moment an bilden Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr eine spielerische und musikalische Einheit, die bis hin zum letzten Tisch den Zuschauern das Gefühl vermittelt, die beiden kennen sich seit Jahrzehnten. Zwei Personen verwandeln bereits nach wenigen Minuten einen kleinen Saal in ganz großes Theater. Mal leise, mal laut. Mal sanft, mal rau. Mal friedlich, mal streitsüchtig. Ja, jeder Satz, den Hildegard Knef geschrieben hat, und jedes Lied, das sie gesungen hat, sind auch noch heute lebendig.

Altmark Zeitung | 11. November 2023 | Thomas Pfundtner

 

Karlsson vom Dach

Das Theater der Altmark entwickelte eine großartige, feinfühlige Inszenierung des Karlsson-Stoffes, die von tollen schauspielerischen und gesanglichen Leistungen von insgesamt vier Darstellern in zehn Rollen getragen wurde.

Aachener Zeitung | 11. Januar 2024

Patricia Hachtel hat ein Familienstück inszeniert, das mit seinem Blick hinein in die Familie den rund 70 Jahre alten Astrid Lindgren-Stoff in seiner Aktualität wirken lässt. Trotz straffer Handlung gibt sie den Akteuren auf der Bühne Raum und Zeit, mit ruhigen Momenten ihre Geschichte zu erzählen – um nur wenig später so richtig aufzudrehen. 

Volksstimme | 14. November 2023 | Donald Lyko

 

Das Santa-Seminar

Aber natürlich sind es letztlich die Schauspieler, die der Komödie rund um das Fest der Liebe, dem damit verbundenen Kommerz und der Suche nach Liebe und Geborgenheit bis ins letzte Sprach-Detail den nötigen Pfiff verleihen. Schade, dass die begeisternde Weihnachtskomödie nicht im Großen Saal gespielt wird. So können nur einige hundert Zuschauer am »Santa - Seminar« teilnehmen.

Altmark Zeitung | 21. November 2023 | Thomas Pfundtner

Die konfrontativsten Momente sind die intensivsten. Vor allem im zweiten Teil kann das Schauspiel-Quartett so richtig sein komödiantisches Potential zeigen. Das Gegeneinander in Wort und Aktion bekommt aus dem dann flotteren Miteinander von Kerstin Slawek, Paul Worms, Hannes Liebmann und Jules Armana den Schwung und das Überzogene, was das Publikum von einer guten Komödie erwartet und am Ende zu Recht lange beklatscht. 

Volksstimme | 21. November 2023 | Donald Lyko

 

Selfie

»Selfie« überzeugt auf ganzer Linie. Rocken die drei Darsteller anfangs die Bühne und leben ihre virtuelle Welt, müssen sie Stück für Stück erkennen, dass es mehr gibt als Selfies oder »Daumen nach oben.« Fest steht, dieses Stück ist für jung und alt gleichermaßen wichtig: Für Teenager, damit sie erkennen, dass es mehr gibt als ein Leben in der sozialen Medienwelt. Und für ihre Eltern sollte »Selfie« eine Erinnerung daran sein, dass es ihrer Verantwortung obliegt, ihre Kinder so zu erziehen, dass sowohl »soziale Kompetenz« als auch »Social Media« wichtig für ein verantwortungsbewusstes Leben sind.

Altmark Zeitung | 12. Dezember 2023 | Thomas Pfundtner

Geschrieben wurde das Stück für ein Jugendtheater in Toronto. In Stendal bietet die kurzweilige Inszenierung viel Diskussions-Stoff. Sie ist für Schulklassen, Familien und alle empfehlenswert, die über Chat-Verhalten und sexuelle Selbstbestimmung nachdenken wollen. 

Volksstimme | 12. Dezember 2023 | Aud Merkel

 

Bartsch, Kindermörder

In einem gut 70-minütigen Monolog mit Texten aus Briefen des vierfachen Kindermörders Jürgen Bartsch an den deutsch-amerikanischen Journalisten Paul Moor verblüffte Oscar Seyfert sowohl das Publikum als auch Theaterkollegen mit einem immens facettenreichen Spiel. So facettenreich, dass die Zuschauer gebannt den Erklärungen der »Bestie von Langenberg« folgten und kaum zu atmen wagten.

Altmark Zeitung | 9. Januar 2024 | Thomas Pfundtner

 

Das große Heft

Das berühmte Buch von Ágota Kristof erzählt in karger und minimalistischer Sprache von zwei Kindern im Krieg, die sich ihre eigene, schonungslose Wertewelt errichten. Johanna Schall bringt den Stoff jetzt als dramatische Reportage über Entmenschlichung und Empathieverlust atmosphärisch stark auf die Bühne.

nachtkritik | 14. April 2024 | Michael Bartsch

In dieser düsteren Kulisse agiert ein Ensemble, das bei der Premiere vom Publikum zu Recht gefeiert wurde. Denn Johanna Schall macht in ihrer Inszenierung selbst die kleinsten Rollen zu Hauptrollen, schenkt selbst den wenigen Sätzen von Nebenfiguren große Aufmerksamkeit und eine Intensität, die über den Moment hinaus wirkt ...

Volksstimme | 15. April 2024 | Donald Lyko

 

Der Glücksfall

[…] erleben die Zuschauer in den knapp zwei Stunden zwei Schauspieler, die auf den Punkt genau Pointen setzen und das Wechselspiel zwischen komödienhaften Elementen und Tragik perfekt umsetzen. Dabei sind es besonders Kleinigkeiten, die Akzente setzen: Vom verzweifelten Putzen einer Frau, die Angst hat, ihren Mann an eine Jüngere zu verlieren, bis hin zu den hochgezogenen Augenbrauen ihres Mannes, der ihren Argumenten nichts entgegenzusetzen hat.

Altmark Zeitung | 5. März 2024 | Thomas Pfundtner

 

Eine Sommernacht

Doch dass der Abend dann geradezu abhebt, liegt an der Intensität des Spiels von Alexandra Sagurna (auch stimmlich von großer Ausdruckskraft) und Fynn Zinapold, die diese beiden verlorenen Seelen zum idealen Nicht-Paar zu machen verstehen. Die Sing-Spiel-Szenen verwandeln sie (britischer als die Stückvorlage) in hinreißend kalte Ekstasen.

DIE DEUTSCHE BÜHNE | 24. März 2024 | Gunnar Decker

 

Mirandolina

So ist der Abend neben allen komischen Facetten oft auch nachdenklich. Das Schauspielensemble hat sich auf dieses Spannungsverhältnis eingelassen und spielt die Charaktere sehr genau und nachvollziehbar. 

Volksstimme | 23. Mai 2024 | Aud Merkel

 

 

 

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