Produktionen der Spielzeit 2020/21
Judas
Monolog von Lot Vekemans / Deutsch von Eva M. Pieper & Christine Bais
Premiere: 12.9.2020 / 19.30 Uhr / Marienkirche
Lot Vekemans gibt in ihrem Monolog dem Mann eine Stimme, dessen Name zum Synonym für Verrat geworden ist, der die jahrhundertelange Schmähung der ganzen Welt erduldet hat und ohne den das Christentum nicht zu einer der großen Weltreligionen geworden wäre: Judas Iskariot.
Kennen wir die ganze Wahrheit? In jedem Zeitalter gibt es Spekulationen über Judas meist egoistische Motive, doch ließe sich die Geschichte nicht auch anders erzählen? Als Freundschaftsdienst, der Jesus half, sein Schicksal zu erfüllen: zu sterben und damit unsterblich zu werden. Musste der Messias nicht verraten werden, um die göttliche Prophezeiung zu erfüllen? War alles Vorbestimmung oder doch freier Wille oder gar eine Verkettung unglücklicher Zufälle?
Judas spricht und gibt Einblicke auf das Geschehen von damals aus seiner Sicht. In einer selbst inszenierten Show begeht er einen letzten Versuch, seine Tat wieder auf ein menschliches Maß zurück zu bringen und sein Publikum dahin zu führen, wo es lieber nicht sein möchte: zu dem Judas in sich selbst.
Inszenierung: Wolf E. Rahlfs
Bühne & Kostüme: Sofia Mazzoni
Dramaturgie: Cordula Jung
Judas: Alice Katharina Schmidt
Das kleine Ich bin ich
Puppenspiel nach dem Kinderbuch von Mira Lobe und Susi Weigel / ab 3 Jahren
Premiere: 13.9.2020 / 15 Uhr / TPZ
Die Vögel singen, die Sonne scheint und die Schmetterlinge flattern von Blume zu Blume. Der perfekte Tag, um spazieren zu gehen, denkt sich ein kunterbuntes Tierchen und läuft auf der Blumenwiese umher, zwischen den grünen Halmen, unter Schierlingspalmen. Als plötzlich ein Laubfrosch das Tierchen mit der Frage überrascht ≫Wer bist denn du? ≪, weiß es nicht so recht, was es antworten soll. Der Laubfrosch folgert: ≫Wer nicht weiß, wie er heißt, wer vergisst, wer er ist, der ist dumm. Bumm. ≪ Das kleine bunte Tier beschließt, sich auf den Weg zu machen, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Da kommt ein Pferd vorbeigaloppiert, doch bis auf die lange, im Wind flatternde Mähne scheint das Tierchen mit ihm nichts gemeinsam zu haben. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage. Auf seiner abenteuerlichen Reise streift es durch Wiesen und Urwälder, erkundet die Luft, taucht ins Wasser und trifft überall auf viele verschiedene Tiere, die ihm zwar in manchem ähneln, aber doch nie ganz gleichen. Das kleine Tierchen erfährt Zurückweisung, Unfreundlichkeit und Spott, aber auch Hilfsbereitschaft und Wohlwollen. Am Ende seines Weges kann es sich nur selbst die Antwort auf die Frage geben: Wer bin ich eigentlich?
Auf anrührend humor- und liebevolle Weise erzählt Autorin Mira Lobe die Geschichte einer Identitätsfindung. Das TdA bringt den mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichneten Kinderbuchklassiker als fantasievolles Puppenspiel auf die Bühne.
Inszenierung: Cordula Jung
Bühne & Kostüme: Mark Späth
Puppenbau: Kerstin Dathe
Dramaturgie: Tristan Benzmüller
Mit Claudia Tost
Im Theater ist nichts los
Böse Lieder in Aspik von Georg Kreisler u.a.
Premiere: 13.9.2020 / 18 Uhr / Kaisersaal
Ein Theater, dessen Bretter nicht mehr die Welt bedeuten, eine Ehe, die auch durch die Anschaffung eines Pudels und das morgendliche Trinken von Sprudel nicht mehr gerettet werden kann und Tango tanzende Tanten … Dieser Liederabend widmet sich lustvoll dem Grotesken und Skurrilen, den Abgründen und Widersprüchen – kurz: dem schwarzen Humor.
Als Meister der bösen Lieder ist vor allem der österreichische Musiker, Komponist und Kabarettist Georg Kreisler bekannt. Seine Chansons üben Kritik an Gesellschaft und Politik, sie sind makaber, hintergründig und unterhaltsame musikalische Kunstwerke voller Wortwitz.
Schauspielerin Kathrin Berg und der Musikalische Leiter des TdA Niclas Ramdohr präsentieren Klassiker wie »Im Theater ist nichts los«, »Kreuzworträtsel« oder »Die Ehe«, aber auch weniger bekannte Werke von Kreisler und Schwarzhumoriges anderer Komponisten. Friedrich Hollaenders »Hysterische Ziege« zum Beispiel, die eben noch lacht, dann wieder weint und nebenbei die Männer ins Grab bringt, oder Lieder wie »Ich kann mir nicht helfen, ich finde mich schön« von Lotar Olias. Mit »War nie ein Punk« oder »Das Ende der Welt« stehen auch Songs von Niclas Ramdohr auf dem Programm, der sich mit diesem Liederabend erstmals dem altmärkischen Publikum vorstellt.
Ein wunderbar böser Liederabend, bei dem kein Auge trocken bleibt.
Musikalische Leitung: Niclas Ramdohr
Inszenierung: Cordula Jung
Bühne & Kostüme: Mark Späth
Dramaturgie: Cordula Jung
mit Kathrin Berg und Niclas Ramdohr
Die Känguru-Chroniken
von Marc-Uwe Kling
gelesen von Alexandra Sagurna und Ole Xylander, musikalisch begleitet von Niclas Ramdohr
Premiere: 19.9.2020 / 19.30 Uhr / Haus der Vereine
Eines Tages steht ein Känguru vor der Haustür des Kleinkünstlers. Es will Eier, Salz und eigentlich auch noch Mehl und Milch leihen, denn das braucht man schließlich alles, wenn man Eierkuchen backen möchte. Weil zu Hause auch keine Pfanne oder gar ein Herd zur Hand sind, belagert das Känguru kurzerhand die Küche des Nachbarn, und ehe der weiß, wie ihm geschieht, ist das vorlaute Beuteltier bei ihm eingezogen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft!
Fortan stellt das kommunistische Känguru das Leben des Kleinkünstlers ordentlich auf den Kopf. Es nimmt das Wohnzimmer mit Hängematte und Boxsack in Beschlag, liebt Nirvana, verteidigt sein Recht auf Faulheit, während es Schnapspralinen frisst, und treibt seinen neuen Mitbewohner mit pseudowitzigen Wortverdrehungen schier in den Wahnsinn. Neben den WG-üblichen Kämpfen um Putzpläne, Einkäufe und das Fernsehprogramm zettelt das kapitalismuskritische Känguru politische Diskussionen an, in denen es ordentlich zur Sache geht. Es wettert gegen die Macht von Lebensmittelkonzernen, die Internet-Verschwörung, wehrt sich gegen Beutelkontrollen am Flughafen und macht aus einer Whopper-Bestellung einen Akt der Revolution.
Einrichtung: Nora Bussenius
Bühne & Kostüme: Sofia Mazzoni
Dramaturgie: Cordula Jung
Mit Alexandra Sagurna, Ole Xylander und Niclas Ramdohr
Die Werkstatt der Schmetterlinge
Szenische Lesung mit Musik nach dem Kinderbuch von Gioconda Belli / ab 6 Jahren mit dem TdA und der Musik- und Kunstschule Stendal
Premiere: 4.10.2020 / 15 Uhr / Konzertsaal der Musik- und Kunstschule Stendal
Der junge Rodolfo ist einer von vielen ≫Gestaltern aller Dinge≪. Ihre Aufgabe ist es, neue Lebewesen zu erfinden. Der Fantasie sind dabei fast keine Grenzen gesetzt. Nur eine strenge Regel gibt es: Pflanzen und Tiere dürfen nicht vermischt werden. Dabei hatten Rodolfo und seine Freunde Gwendolin und Paganini so viele lustige Ideen: Schweinebäume, Apfelküken, achtbeinige Kakteen … was wäre das für ein Spaß! Doch stattdessen werden die drei in die Insektenwerkstatt versetzt, wo sie sich mit dem Erfinden nützlicher Tiere beschäftigen sollen. Rodolfo ist allerdings nicht richtig bei der Sache, denn er hat einen geheimen Traum, an den er immerzu denken muss: Er möchte ein Wesen erschaffen, das so schön ist wie eine Blume und fliegt wie ein Vogel!
Das Kinderbuch ≫Die Werkstatt der Schmetterlinge≪ der nicaraguanischen Schriftstellerin Gioconda Belli und des Illustrators Wolf Erlbruch ist eine Hommage an die Kraft der Fantasie. Es erzählt von einem mutigen Kind, dass trotz aller Widerstände an seine eigenen Ideen glaubt und davon überzeugt ist, dass seine Erfindungen die Welt ein bisschen schöner machen können.
Inszenierung: Cordula Jung
Bühne & Kostüme: Mark Späth
Dramaturgie: Cordula Jung
Rodolfo / Erzähler: Paul Worms | Gwendolin / Weise Alte / Wind / Fels / Erzählerin: Kathrin Berg | Paganini / Hund / Vulkan / Erzähler: Hannes Liebmann
Klavier: Maike Schymalla | Trompete / Euphonium: Sebastian Socha | Gitarre: Monika Wenske
Das Projekt »Die Werkstatt der Schmetterlinge« wird gefördert durch »Zur Bühne« das Förderprogramm des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung«.
Ich war noch niemals in New York
Lieder vom Gehen und Bleiben
Premiere 22.10.2020 / 19.30 Uhr / Kaisersaal
Die Sehnsucht nach der großen weiten Welt und die Vorstellung, dass woanders alles anders wäre – wer kennt sie nicht? Wen packt nicht manchmal die Lust, aus dem Alltag auszubrechen, Neues zu erleben und ein kleines Stückchen Freiheit zu genießen? Besonders in Zeiten, in denen ein Virus schon das Verlassen der Wohnung zum Abenteuer werden lässt und ein Spaziergang im Park als Ersatz für die längst abgesagte Reise herhalten muss, kennt so manche*r nur noch einen Gedanken: »Ich brauch Tapetenwechsel«! Also nichts wie los, am besten »Einmal um die ganze Welt«. Egal, ob »Brazil«, »San Francisco«, »Moskau« oder gleich auf den »Highway to Hell«, Hauptsache raus – »I want to break free« lautet das Motto.
Im Liederabend »Ich war noch niemals in New York« präsentieren die Ensemblemitglieder Alexandra Sagurna und Sebastian Hammer und der Musikalische Leiter des TdA Niclas Ramdohr Songs vom Aufbrechen und Ankommen, vom Fernweh und Heimweh, vom Verlassen und Finden. Dargeboten werden u.a. Lieder von Max Raabe, Bodo Wartke, Hildegard Knef, Frank Sinatra, Heinz Rudolf Kunze und den Rolling Stones. Fernweh und beste Unterhaltung sind garantiert!
Musikalische Leitung: Niclas Ramdohr
Inszenierung: Cordula Jung
Bühne und Kostüme: Mark Späth
Dramaturgie: Cordula Jung
mit Sebastian Hammer, Niclas Ramdohr und Alexandra Sagurna
Der Junge mit dem längsten Schatten
von Finegan Kruckemeyer / Deutsch von Thomas Kruckemeyer
Atticus wird gemobbt. Und das, obwohl sein Bruder einer der coolsten Jungs der ganzen Schule ist. Adam ist zwar nur zwei Minuten älter, aber die Zwillinge könnten unterschiedlicher kaum sein. Adam fährt BMX-Rad, baut Schlachtschiffe aus Lego und ist beliebt. Atticus mag Fremdsprachen, faltet Origami-Tiere und ist mit der Bibliothekarin der Bücherei befreundet. An seinem zwölften Geburtstag beschließt Atticus, dass Schluss sein muss mit den Schikanen und dass er genauso lässig sein will wie sein großer Bruder. Er verwandelt sich in eine billige Kopie von Adam und inszeniert einen peinlichen Auftritt in der Schulaula. Seine Versuche münden in kleinere Katastrophen und trüben das Verhältnis der Brüder zueinander.
Für seine Verdienste um das internationale Kinder- und Jugendtheater ist Finegan Kruckemeyer vielfach ausgezeichnet worden. Mit »Der Junge mit dem längsten Schatten« hat er ein unterhaltsames wie anrührendes Stück über die Suche nach Identität und das Herausfinden persönlicher Stärken und Schwächen geschrieben.
Inszenierung: Jürgen Lingmann
Mit Sebastian Hammer und Ole Xylander
Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Theaterfassung von Armin Petras und Juliane Koepp / nach dem gleichnamigen Roman von Peter Høeg
Online-Premiere: 10.4.2021 / 19.30 Uhr / Stream auf Spectyou
Der fünfjährige Inuk-Junge Jesaja stürzt vom Dach eines Wohnhauses in Kopenhagen in den Tod. Für die Behörden handelt es sich um einen Unfall. Die Naturwissenschaftlerin Smilla Jaspersen, die mit dem Jungen befreundet war, glaubt nicht daran. Wie er stammt sie aus Grönland und ist nicht nur Expertin für Gletschermorphologie und Mathematik, sondern hat vor allem ein besonderes Gespür für Eis und Schnee. Die Spuren, die Jesaja auf dem Dach im Schnee hinterlassen hat, weisen für sie eindeutig darauf hin, dass der Junge gejagt wurde. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn, einem wortkargen Mechaniker, beginnt Smilla trotz aller Widerstände auf eigene Faust zu recherchieren und legt sich mit einflussreichen Gegnern an. Die Hinweise führen ins ewige Eis, wo Jesajas Vater vor Jahren während einer Grönlandexpedition unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Smilla vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen und kommt einem Verbrechen ungeahnter Tragweite auf die Spur.
Peter Høegs Bestseller-Krimi »Fräulein Smillas Gespür für Schnee« erzählt die fesselnde und beeindruckend aktuelle Geschichte von einer eigenwilligen Frau auf der Suche nach der Wahrheit in einer Welt, die die Ausbeutung der grönländischen Natur zu ökonomischen Zwecken in Kauf nimmt.
Inszenierung: Louis Villinger
Bühne & Kostüme: Mark Späth
Dramaturgie: Cordula Jung
Smilla Jaspersen: Siri Wiedenbusch
Mechaniker / Jesaja: Paul Worms
Polizist / Professor Loyen / Kommissar Ravn / Vater / Elsa Lübing / Johannes Lagermann / Andreas Fine Lichte / Tørk Hviid: Matthias Hinz
Aufführungsrechte: Drei Masken Verlag GmbH, München. Der Roman »Fräulein Smillas Gespür für Schnee« von Peter Høeg, übersetzt von Monika Wesemann, ist im Carl Hanser Verlag, München erschienen.
Lockdown Stendal
Ein Dokumentarfilm von Jochen Gehle und Peter Bräunig mit dem Club der Experten
In Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur Altmark e.V.
Online-Premiere: 17.4.2021/ Stream auf Spectyou
Als Menschen mit tatsächlicher Diktaturerfahrung stellen die Mitglieder des Clubs der Experten den Begriff »Corona-Diktatur« auf den Prüfstand, den Kritiker der staatlichen Schutzmaßnahmen geprägt haben.
Die vielschichtig zusammengesetzte Gruppe der Bürgerbühne verspricht eine interessante Diskussion. Unter den 13 mitwirkenden Frauen und Männern im Alter von Mitte 20 bis 80 Jahren sind Studierende, Berufstätige und Rentner. Während einige von ihnen beruflich in Schwierigkeiten gerieten, gehören andere zur sogenannten Hochrisikogruppe. Der künstlerische „Lockdown“ wappnet sich vornherein gegen den realen: Ziel war ein Dokumentarfilm mit Interviews und Theaterelementen.
Das Projekt wurde finanziell gefördert von den Partnerschaften für Demokratie im Landkreis Stendal.
Das Schicksal stellt mich auf eine Nadelspitze
Eine Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Collage / ab 14 Jahren
Online-Premiere: 24.4.2021 / Stream auf Spectyou
Jakob Michael Reinhold Lenz war einer der prägenden Schriftsteller des Sturm und Drang. 1751 im Baltikum als Sohn eines pietistischen Pfarrers geboren, zog er als Bediensteter adeliger Offiziere nach Westen. In Straßburg trafen die Genies der Epoche zusammen. Lenz schloss Freundschaft mit Johann Wolfgang Goethe und Johann Gottfried Herder. Hier entstand der Großteil seines Werkes: Theaterstücke, Prosa, ästhetische und gesellschaftspolitische Schriften, Lyrik von großer Zartheit und Intensität. Vor allem als Dramatiker war Lenz seiner Zeit voraus: Kompromisslos suchte er seine Stoffe in der Gegenwart und im eigenen Erleben. 1776 folgte Lenz Goethe nach Weimar. Es kam zum Bruch: ≫Lenzens Eseley≪ – Goethe veranlasste die Ausweisung des Freundes aus dem Herzogtum. Noch im selben Jahr zeigten sich bei Lenz erste Symptome einer geistigen Erkrankung. Er scheiterte daran, eine gesicherte Existenz zu gründen und starb, völlig verarmt und in Deutschland vergessen, 1792 in Moskau.
Der schicksalhafte Lebensweg und das große Werk Jakob Michael Reinhold Lenz’ inspirierte Autoren wie Georg Büchner, Gerhart Hauptmann oder Bertolt Brecht. Die Collage aus Szenen, Briefen, Lyrik und Prosa stellt Leben und Werk des wilden Träumers und ungewöhnlich begabten Dramatikers vor.
Inszenierung: Jochen Gehle
Bühne & Kostüme: Sofia Mazzoni
Dramaturgie: Tristan Benzmüller
Sie: Kathrin Berg
Er: Sebastian Hammer
Der Mann in der Mitte: Hannes Liebmann
Kamera: Max Kupfer
Schnitt: Peter Bräunig
Zigeuner-Boxer
von Rike Reiniger
Premiere: 8.5.2021 / Stream auf Spectyou
Die Erinnerung an Ruki lässt Hans nicht los. Ruki ist der fremde Junge, der Hans auf dem Schulweg zum Geburtstag einen Apfel schenkte. Zwei Jahre später treffen sich die beiden in der Halle des Boxclubs wieder. Sie werden Freunde: der blonde Hans und der Zigeuner-Boxer. Gemeinsam feiern sie Rukis Siege. Ruki sammelt Meistertitel, boxt in Leipzig, in Hamburg, in Dortmund. Zur Olympiade nach Amsterdam aber darf er nicht. Schließlich geht er nach Berlin, denn dort kann man mit Boxen Geld verdienen. Aber der Einfluss der Nationalsozialisten auf das öffentliche Leben wird immer tiefgreifender und ein Zigeuner-Boxer darf nicht mehr siegen.
Rike Reiniger macht die Schrecken der Nazi-Zeit nachfühlbar, indem sie die Geschichte einer Freundschaft erzählt, die im Dritten Reich nicht bestehen durfte. Ihr Stück beruht auf dem Leben Johann Wilhelm »Rukeli« Trollmanns, der in den 1930er Jahren zum besten deutschen Boxer aufstieg. Als Sinto wurde Trollmann in das KZ Neuengamme eingeliefert und 1944 im Außenlager Wittenberge ermordet.
Inszenierung: Jochen Gehle
Mit Paul Worms.
Wende.Punkte
Eine Produktion des Clubs der Experten
Premiere: 1.7.2021 / Garten der Musik- und Kunstschule Stendal
1989 – In landesweiten, gewaltfreien Demonstrationen führen die Bürger*innen der DDR einen Umsturzprozess herbei, dem das SED-Regime weichen muss, und der die Grundlage schafft für die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990.
Der anfänglichen Euphorie folgte jedoch das langwierige, äußerst komplizierte Verfahren der ökonomischen Vereinigung, welches auch 30 Jahre später noch nicht abgeschlossen ist. Während im Westen das alltägliche Zusammenleben wie gewohnt weiterlief, änderten sich im Osten die Lebensumstände in gewaltigem Maße. Im Zuge eines rasch vorangetriebenen Strukturwandels hin zur postindustriellen Gesellschaft kam es zu Massenarbeitslosigkeit und Massenabwanderung. Viele Menschen fanden sich in einem neuen Land wieder, in dem ihre bisherigen Biografien keine Rolle mehr spielten.
So hatten die Ereignisse von 1989 sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Bevölkerung in Ost und West. Vor dem Hintergrund einer sich stetig zuspitzenden Debatte um Integration und Migration sowie am Erfolg rechtspopulistischer Parteien in den ostdeutschen Bundesländern zeigt sich, dass auch in Fragen der Bewertung gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen 30 Jahre nach der Wende große Differenzen zwischen den beiden ehemaligen deutschen Staaten bestehen.
Welche Träume waren mit der Wende verbunden? Welche Freiheiten hat man gewonnen, welche verloren? Gibt es ein ostdeutsches Lebensgefühl? Und wie erleben Menschen, die aus den von Bürgerkriegen zerrütteten Ländern der arabischen Welt nach Deutschland geflohen sind, das Leben in diesem Land? In einer Gemeinschaftsproduktion wollen der Club der Experten und Schauspieler*innen des TdA-Ensembles die einschneidenden Ereignisse der letzten 30 Jahre Revue passieren lassen. An Hand eines gemeinsamen Rechercheprozesses und der Biografien der Teilnehmer*innen soll ein vorläufiges Resümee von Wende und Wiedervereinigung gezogen werden.
Inszenierung: Jochen Gehle
Mit dem Club der Experten, Claudia Tost und Ole Xylander
Der kleine Prinz
nach dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry
für die Bühne bearbeitet von Stefan Schroeder
Eine Produktion der Jungmärker
Premiere: 2.7.2021 / 17 Uhr / Garten der Musik- und Kunstschule Stendal
»Geradeaus kann man nicht sehr weit kommen«, sagt jemand, der es wissen muss. Der kleine Prinz, der seinen Heimatplaneten wegen eines Streits mit seiner geliebten Rose verlassen hat, macht sich auf eine Entdeckungsreise. Nachdem er die unterschiedlichsten Planeten und ihre sonderlichen Bewohner besucht hat, landet er schließlich auf der Erde. Dort lernt er einen Fuchs kennen und erfährt, was eine Beziehung und Freundschaft ausmachen. »Man sieht nur mit dem Herzen gut.«
Die Jungmärker, ein Spielclub des TdA für Kindern im Alter von 11-13 Jahren, präsentieren ihre Version von »Der kleine Prinz« nach dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Unter der Anleitung der Theaterpädagogik haben die Teilnehmer*innen seit einem Jahr digital geprobt. Jetzt zeigt die Gruppe die Geschichte analog im Garten der Musik- und Kunstschule. Reisen Sie mit dem kleinen Prinzen und entdecken Sie unsere Welt aus seiner Perspektive.
Inszenierung: Robert Grzywotz / Kerstin Kusch
Bühne & Kostüme: Anne Laubner
Dramaturgie: Sylvia Martin